18.12.17: Nachruf auf Dr. Rolf Lorenz, Tübingen, Initiator der „Tübinger Initiative gegen die Bioethik-Konvention“ und Träger des Bundesverdienstkreuz am Bande
von Christian Frodl, IG Kritische Bioethik Deutschland
In tiefer Trauer geben wir den Tod von Dr. Rolf Lorenz, Initiator der „Tübinger Initiative gegen die Bioethik-Konvention“, bekannt. Er starb am 22.11.2017 im Alter von 87 Jahren im Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen.
Herr Dr. Lorenz wurde am 30.11.2017 im Kreise seiner Freunde auf dem Bergfriedhof Tübingen bestattet. Wer ihn kannte weiß, welchen Verlust sein Tod für die kritische Bioethik-Bewegung bedeutet. Dr. Rolf Joachim Lorenz (* 27.06.1930) wurde 2011 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Hintergrund war sein langjähriger unermüdlicher Einsatz zum Schutz der Menschenwürde in allen Lebensphasen.
Ich kannte Dr. Lorenz bereits seit 1997. Damals kam ich als Begründer der Münchner Initiative gegen die Menschenrechtskonvention zur Biomedizin mit ihm in Kontakt. Seitdem bestand eine lose Kooperation, die sich im Laufe der Jahre vertieft hat.
In Erinnerung bleibt mir sein wacher Verstand, seine umsichtigen und pointierten Stellungnahmen zu diversen Bioethik-Themen und seine ruhige besonnene Art und sein Humor.
So schmiedete er z.B. im September 2007 insgesamt 14 namhafte Organisationen und zahlreiche prominente Einzelunterzeichner in einem Bündnis zu einem gemeinsamen Appell gegen eine Aufweichung des Stammzell-Gesetzes zusammen. Er lieferte die Inhalte, während ich mit meinem technischen Know-How für die zielgruppengerechte Verteilung sorgte. Damit ergänzten wir uns auf unsere Weise als Team.
Zur Verleihung des Bundesverdienstkreuz an Dr. Rolf Lorenz habe ich seinerzeit einen ausführlichen und bebilderten Bericht verfasst. Diese Würdigung drückt eigentlich schon alles aus, was es zu seinem Lebenswerk zu sagen gibt (siehe unten).
Aufrichtiger Dank für seine Vorbildfunktion
Unabhängig davon war er zudem ein großes Vorbild für mich und hat mich maßgeblich durch seine Persönlichkeit und Wirken geprägt. Habe ich mich doch damals, 1997 als ich Mitte 20 war und er Mitte 60, gefragt, wo er all die Energie her nahm und so viele Dinge bewegt, während ich angesichts der damaligen biopolitischen Situation eher resignativ war. Doch Rolf Lorenz hat mir gezeigt, wieviel auch ein scheinbar „kleines Rädchen“ im Getriebe bewegen kann und mich quasi in Schwung gebracht, nicht nur im Hinblick auf bioethisches Engagement.
Diesen Dank habe ich ihm zum Glück schon vor ein paar Jahren bei einem privaten Besuch in Tübingen ausgesprochen. Wir hatten damals den Plan, die mittlerweile etwas eingeschlafene Bioethik-Bewegung zu beleben. Doch dafür hat die Kraft aus gesundheitlichen Gründen bei ihm und privaten Gründen bei mir danach leider nicht mehr gereicht. Aber wer weiß, ob sich da nicht doch noch etwas bewegt, angesichts der nach wie vor aktuellen vielfältigen Bioethik-Themen… Rückmeldungen nehme ich bei Interesse gerne entgegen!
Dr. Rolf Lorenz wird allen Bioethik-KritikerInnen noch lange in Erinnerung bleiben. Leider konnte ich bei seiner Beisetzung nicht persönlich anwesend sein. Denn am Abend davor am 29.11.17 war ich in Hamburg bei der Verleihung des Hans-Frankenthal-Preises der Stiftung Auschwitz Komitee an die Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten (AG BEZ), für ihre jahrzehntelangen Verdienste.
Auch diese Arbeitsgemeinschaft war Dr. Lorenz verbunden, konkret bei verschiedenen Stellungnahmen und Treffen in Bonn. Somit schloss sich für mich / uns auf denkwürdige Weise in diesen Tagen ein Kreis.
In tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit
Christian Frodl
IG Kritische Bioethik Deutschland